In den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens tagte die Berliner Medizinische Gesellschaft in verschiedenen Gastwirtschaften im Berliner Zentrum, die große Gesellschaftsräume an Vereine vermieteten. Für ein paar Jahre kam sie dann im Postfuhramt in der Oranienburger Straße unter. Dieses Langzeitprovisorium erschien den Mitgliedern schließlich unangemessen; man begann, über den Erwerb eines Hauses nachzudenken.
Erst 1892 erhielt das Vereinsleben nach Einzug in das Langenbeckhaus einen würdigeren Rahmen. Hier konnte auch die stattliche Bibliothek der Gesellschaft adäquat untergebracht werden. Das Langenbeckhaus befand sich neben der Chirurgischen Universitätsklinik in der Ziegelstraße und gehörte der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Die Berliner Medizinische Gesellschaft hatte den Status einer privilegierten Mieterin, da sie sich finanziell an dem Bau beteiligt hatte.
Doch war der Wunsch nach einem eigenen Heim ungebrochen. Überdies erwies sich das Langenbeckhaus bald als zu klein. Der Vorstand begann, die Möglichkeiten zur Errichtung eines Rudolf-Virchow-Hauses auszuloten und erwarb 1910 die beiden, direkt gegenüber der Charité gelegenen Grundstücke Nr. 58 und 59 in der Luisenstraße für die Berliner Medizinische Gesellschaft.
Für das von der Baukommission aufgestellte Bauprogramm sandten 6 Architekten Vorschläge ein. Den Zuschlag erhielt der Plan von Regierungsbaumeister Hermann Dernburg. Die Finanzierung war durch das Vermögen der Gesellschaft, Spenden, Schenkungen und ein Hypothekendarlehn des Magistrats sichergestellt.
Die Berliner Medizinische Gesellschaft hatte sich von Anfang an um die Einbeziehung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie bemüht. Dies hatte auch finanzielle Gründe; für die Beteiligten wichtiger war jedoch die gemeinsame Historie, die diese beiden bedeutendsten medizinischen Organisationen Deutschlands seit jeher miteinander verbunden hatte und die nicht aufgegeben werden sollte.
Die Chirurgen waren ebenfalls an einem gemeinsamen Projekt interessiert, sahen sich aber gezwungen, vorher ihr Langenbeckhaus zu veräußern. Dies gelang endlich 1913, so dass auf der außerordentlichen Generalversammlung der Berliner Medizinischen Gesellschaft im November beschlossen wurde, den Vorstand zum Abschluss eines Vertrages mit der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie bezüglich des gemeinsamen Baus und Betriebes eines Langenbeck-Virchow-Hauses zu ermächtigen.
Der Bau wurde im Frühjahr 1914 begonnen, bereits im Juli konnte Richtfest gefeiert werden. Dann brach der 1. Weltkrieg aus und die Baustelle war von einem Tag auf den anderen fast völlig verwaist, da Handwerker und Architekten zum Kriegsdienst eingezogen worden waren.
Trotzdem gelang es der Baukommission – mit tatkräftiger Unterstützung der Militärbehörden – den Bau nahezu planmäßig fertigzustellen. Die ersten Mieter konnten im April 1915 einziehen, die erste Sitzung der Berliner Medizinischen Gesellschaft im eigenen Heim fand im Oktober des gleichen Jahres statt.
Unter den unsicheren wirtschaftlichen Bedingungen von Nachkriegszeit und Inflation konnte der Betrieb des großen Hauses jedoch nur unter großen Schwierigkeiten aufrechterhalten werden. Der Verkauf wurde erwogen und wäre möglicherweise nicht abzuwenden gewesen, hätte nicht ein langjähriger Mieter, die Firma Siemens-Halske, das Haus für 10 Jahre gepachtet und damit den finanziellen Druck von den beiden medizinischen Gesellschaften genommen.
Da das Langenbeck-Virchow-Haus im Ostteil der Stadt steht, geriet es nach 1945 in die Zuständigkeit der DDR und wurde enteignet. Es diente 1949-1976 der Volkskammer als Tagungsstätte. Nach der Wiedervereinigung und einem zähen Rechtsstreit über 12 Jahre wurde das Haus an die beiden medizinischen Gesellschaften rückübertragen.
Heute ist das Langenbeck-Virchow-Haus zu einem modernen Tagungszentrum ausgebaut. Hier finden monatlich wissenschaftliche Veranstaltungen der Berliner Medizinischen Gesellschaft statt, auf denen aktuelle Themen von führenden Experten vorgestellt werden.